Liturgie der Syr.-Orth. Kirche

Liturgie der Syr.-Orth. Kirche

Liturgie der Syrisch-Orthodoxen Kirche

Die syrische Eucharistiefeier, die das Herz und der Mittelpunkt der syrisch-orthodoxen Kirche ist, ist die vornehmste Handlung im syrischen Gottesdienst und "übertrifft alle anderen Mysterien. Wie die Planeten die Sonne umkreisen, so umkreisen alle anderen Sakramente das heilige Opfer". Die syrisch-antiochenische Liturgie ist eine der frühesten Liturgien überhaupt, deren Ursprung noch am Beginn des Christentums liegt und die sich zweifellos aus der Jerusalemer Liturgie entwickelt hat. Der erste Zelebrant dieser Jerusalemer Liturgie ist nach der syrisch-orthodoxen Tradition der Apostel Jakobos, "der Herrenbruder" und der erste Bischof von Jerusalem. Die sogenannte "Jakobosanaphora, des Herrenbruders" ist das erste Meßformular des Jerusalemer liturgischen Lebens und wurde Norm und Maßstab der syrischen Liturgie. Nach deren Muster sind dann vom 6. bis 14. Jahrhundert mehr als 80 Anaphoren (Messbücher) von den syrischen und zum Teil von den koptischen, griechischen und römischen Kirchenvätern geschaffen, oder ihnen wegen ihres großen Ansehens zugeschrieben worden.

Die syrisch-orthodoxe Kirche feiert trotz aller liturgischen Formulare noch immer die Jakobosliturgie, v.a. an den Hochfesten und bei der Spendung des Weihesakramentes und zwar im Aramäischen, in der Sprache Jesu Christi, seiner Mutter und der Apostel. Die Sprache wird auch Syrisch genannt, der aramäische Dialekt von Osrhoene (Edessa). Die syrische Kirche hat außerdem einen großen Reichtum an liturgischen Büchern für das Kirchenjahr, die v.a. vom heiligen Ephrem (+ 373), der "Sonne und den Propheten der Syrer" und dem heiligen Ja`qob von Sarug (+521), der "Harfe des Heiligen Geistes" geschaffen wurden. Zu Anfang des 6. Jahrhunderts schaffte der Patriarch Severus von Antiochien, mit dem Beinamen "Krone der Syrer", auch zahlreiche Liedersammlungen Oktaechos, die von Ja`qob von Edessa im 7. Jahrhundert vom Griechischen ins Syrische übertragen wurden . Diese Werke, die die syrische Kirche bis jetzt geerbt hat, sind im allgemeinen syrischen Verständnis unter den Namen PANQOYOTHO (Einzahl = PANQITHO; bedeutet: BAND): Es ist ein syrisches Wort, das Band bedeutet; theologisch ist darunter eines der Bücher zu verstehen, das die kanonischen Gebete der Sonn-, Fest-, Gedenk- und Fastentage der Karwoche
enthält, Gebetsbücher/Brevier oder aber auch Husoye, (Absolution[sgebet]) bekannt und die letzten wurden v.a. vom Patriarchen Johannon I [III], dem sogenannte "seiner sedre", oder "d-sedrau", geschaffen. Diese Kirchenlieder und die anderen Husoyegebete, die sowohl die Katechese als auch das Dogma der syrischen Kirche beinhalten, schmücken besonders die Feier der heiligen Eucharistie.

[Sch-himo/Brevier, bedeutet: einfach: Schhimo ist ein syrisches Wort, das einfach bedeutet. Es stellt das wöchentliche Gebetsbuch dar und umfaßt eine Sammlung von Gebeten, die an den Werktagen der Woche - also weder an den Sonn- noch Fest-, noch Gedenk-, noch Fastentagen für den Herrn, die Jungfrau oder die Apostel eingeführt worden sind -, gelesen werden.
Höchstwahrscheinlich hat sie Jakob von Edessa (†708) im siebten Jahrhundert aus den Schriften der früheren
Kirchenväter wie Mor Aphrem, des Syrers, und Mor Jakob von Serugh gesammelt.]

Die syrisch-orthodoxe Kirche besitzt nicht nur die älteste Liturgie und die ältesten liturgischen Bücher, sondern auch sehr alte Kirchengebäude aus dem 2. Jahrhundert, in der nach Antiochien zweitgrößten Provinzhauptstadt Edessa. Die Hauptstadt des aramäischen Reiches Edessa war vom Beginn des Christentums an im christlichen Glauben engagiert und ihr König Abgar Ukomo hatte nach einem im Syrischen erhaltenen und unter seinem Namen bekannten Brief mit "Jesus Christus aus Nazaret" selbst Kontakt aufgenommen, indem er ihn zu sich einlud, um sich von seiner Krankheit heilen zulassen. Im Bezug zu diesem Brief kommt der Apostel Addai (Tadäus) später nach Christi Himmelfahrt nach Edessa und verkündet das Evangelium. Nachdem die Einwohner von Edessa das Christentum angenommen hatten, wurden früh prächtige Kultstätten für christliche Gottesdienste gebaut und die Stadt wurde das Zentrum des gesamten syrischen Christentums. Ihr aramäischer Dialekt, Syrisch, wurde auch die offizielle Liturgiesprache der syrischen Kirche, in der fast alle syrischen Kirchenväter ihre Werke abgefasst haben. Durch ihre antiochenische Beziehung zu Jerusalem haben sie viele liturgische Bräuche von dort in ihre Heimat verpflanzt. Die aramäische Bevölkerung hatte auch enge Beziehungen zu den semitischen Juden, weil die christlich gewordenen Juden im Christentum unter den Aramäern sehr aktiv waren. Deshalb sind auch viele alttestamentliche Bräuche im Christentum weiter verwendet und bis heute in der syrisch-orthodoxen Kirche, v.a. in Tur`Abdin, bewahrt worden.

Quelle: Gabriel Rabo, Suryoyo Online

 

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