Kloster Mor Gabriel

Infos und Videos rund um das Kloster Mor Gabriel:

Das Kloster Mor Gabriel

Das heute bedeutendste Kloster des Tur Abdin ist das ca. 25 km südöstlich von Midyat gelegene Kloster Mar Gabriel. Den Namen erhielt es von dem Abt Gabriel, der im 7. Jh. das Kloster erneuerte. Der ursprüngliche Name wird wohl einfach Kloster von Qartamin (Kartamin ist ein kleines Dorf in der Nähe des Klosters), es gibt aber auch Belege für Mar Samuel oder Mar Simeon. Samuel war der sagenhafte Gründer, der sich um 395 n.Chr. in der Gegend des heutigen Klosters niedergelassen hat. 

Das Kloster brachte es bereits kurz nach seiner Gründung zu einiger Berühmtheit, besonders in der Zeit, als Theodosius II. (408-550) es kräftig finanziell unterstützte. Durch eine Schenkung von Kaiser Anastasios (491-518) konnte der Ausbau der Hauptkirche finanziert werden. Die früheste Bauphase muss aber um 397 liegen. Heute präsentiert sich die Hauptkirche allerdings stark renoviert. Bei ihr handelt es sich ebenfalls um ein Querschiffgebäude mit Tonnengewölbe. Neben Ausschmückungen aus jüngerer Zeit ist ein Deckenmosaik im Ostschiff zu bewundern, das aus Goldtesserae gebildet ist. Man datiert es in das 6. Jh.  

Nordwestlich der Hauptkirche ist die sogenannte Kuppel der Theodora zu sehen. Es handelt sich hierbei um einen oktogonalen Ziegelsteinbau mit 10,5 m Durchmesser, der sich auf mächtige Steinpfeiler stützt. Bedeckt wird dieser Raum von einer Kuppel aus Ziegelsteinen mit einem Oculus. In den Ecken des Baus sind Apsiden eingelassen, während sich an den Seiten rechteckige Nischen anschließen. Dieser Bau ist wahrscheinlich zunächst freistehend errichtet und erst durch nachträgliche Anbauten in den gesamten Klosterkomplex eingebunden worden. DIe Funktion ist nicht mehr eindeutig zu bestimmen. Man nimmt jedoch aufgrund der Nähe zur Küche an, dass er auch als Speisesaal genutzt wurde. Aber er kommt auch als Baptisterium oder Versammlungsraum für die Mönche in Frage.
Ganz im Westen der Klosteranlage befindet sich die Marienkirche (die ebenfalls El Adhra genannt wird). Sie geht auf das Ende des 5. Jhs. zurück. Heute sind ihre Innenwände weiß getüncht und mit Wandgemälden jüngerer Zeit versehen worden. Ursprünglich handelt es sich bei der Kirche um eine dreischiffige Anlage mit mächtigen Steinpfeilern, die das Hauptschiff von den Seitenschiffen trennen. Allerdings haben wir hier keine Quer- sondern eine Längsschiffkirche vor uns. Vorbei am Grab des Metropoliten Johannes (dem 1984 verstorbenen Vorgänger des gegenwärtigen Metropoliten) gelangt man in das Kellergeschoss, in dem sich mehrere Grablegen befinden. Aus dem Boden ragen noch zwei Sarkophagdeckel heraus. Bei dem einen handelt es sich um das Grab des Hl. Samuel (Mor Simon), des Klostergründers aus dem 4. Jh., bei dem anderen um das Grab Gabriels, des Klostererneuerers aus dem 7. Jh.

Mor Timotheos Samuel Aktas, jetziger Abt des Klosters Mor Gabriel und Erzbischof von Tur Abdin:
Nachdem er in Amerika Theologie studiert hat, kehrte er in den 70er Jahren ins Kloster zurück und wurde 1973 Abt. Im Jahre 1985 wurde er zum Bischof von Tur Abdin geweiht. Er und Malfono Isa Garis brachten neues Leben in die Mauern. Gruppen von jungen Leuten kamen ins Kloster, um sich religiös weiterzubliden. Darüberhinaus ermöglichte ihnen Bischof Aktas eine Allgemeinbildung an der Mittelschule. Täglich brachte er die Studenten zu den öffentlichen Schulen in Midyat. 

Er hat die Erneuerung und Vergrößerung der Klostergebäude weitergeführt und mit staunenswertem Eifer einige neue Gebäude hinzugefügt. Weitere Informationen und die Möglichkeit, das Kloster zu unterstützen bietet die Internetseite www.aktionmorgabriel.de

Mor Gabriel Kloster

Zu den ältesten noch heute bestehenden Klöstern gehört Mor Gabriel (Qartmin), eine Gründung des 4. Jahrhunderts sowie das Ananiaskloster ("Dayr Za'faran") mit der Kirche aus dem 6. Jahrhundert, das für Jahrhunderte auch Sitz des Patriarchen bzw. Gegenpatriarchen der Jakobiten war. Beide Klöster sind bis heute Bischofssitze der Syrisch-orthodoxen Kirche.

"Gesegnet bist du, Kloster der Heiligen Samuel und Simon!
Schätze des Lebens erfüllen deine Mauern.
Zwölftausend sind im "Haus der Heiligen",
Achthundert, die aus Ägypten kamen.
Berühmt und gefeiert heiliger Bischof Gabriel!
Zugleich verherrlicht ihr Heiligen Aksenoyo und Simon von den Oliven.
Halleluja! Ihre Gebete mögen unsere Hilfe sein."

Das Kloster Mor Gabriel, vor 1600 Jahren (397) von Samuel gegründet, zeichnet sich dadurch aus, dass es eines der ältesten, wenn nicht das älteste bestehende Kloster der Welt ist. Um mindestens 400 Jahre älter als eines der Athosklöster, reicht seine Gründung hinter die des Klosters Mar Saba in Palästina um etwa 80 Jahre und die des Katharinenklosters am Sinai um 150 Jahre weiter zurück. Das bedeutet, dass die Mönche und Nonnen des Klosters Mor Gabriel, die dort heute das monastische Gebet singen, eine Tradition fortsetzen, die, wenn man von einigen Perioden absieht, in denen das Kloster einem Überfall zum Opfer gefallen und für einige Zeit verwaist war, sich über einen Zeitraum von etwa 1500 Jahren erstreckt.

Schon aufgrund dieses Umstandes verdient das Kloster Mor Gabriel von der gesamten christlichen Welt in Ehren gehalten zu werden. Für die Syrisch-Orthodoxe Kirche aber hat das Kloster eine besondere Bedeutung, da es ein Zentrum syrisch-orthodoxer Liturgiesprache und Tradition bildet. Über die Jahrhunderte hinweg sind viele berühmte Namen mit dem Kloster verbunden, wie Mor Aksenoyo (Philoxenos), Mor Shemun d-Zayte (Simeon von den Oliven), Mor Gabriel aus Beth Kustan, dem das Kloster seinen gegenwärtigen Namen verdankt, und viele andere.

Ein Zeugnis der Bedeutung des Klosters als kulturelles Zentrum über die Jahrhunderte hinweg stellen die vielen Manuskripte dar, die von hier ihren Weg in Bibliotheken des Westens gefunden haben. Ein frühes Beispiel dafür ist das schöne Estrangelo Manuskript, das die biblischen Bücher Esra und Nehemia enthält. Es wurde von einem gewissen Emmanuel im Herbst des Jahres 770 kopiert. Im Mittelalter befand sich dieses Manuskript, wie einige andere, die im Kloster entstanden waren, in der Bibliothek des syrischen Klosters in der Nitrischen Wüste. Heute befindet es sich in der British Library.
 

Die British Library besitzt auch ein anderes wichtiges Manuskript, das in Mor Gabriel geschrieben wurde. Dieses enthält ein theologisches Kompendium des Bar Hebräus mit dem Titel "Das Buch der Strahlen". Dieses wurde von einem gewissen Barsaumo im Jahre 1364 kopiert, weniger als ein Jahrhundert nach dem Tod des Autors. In jüngster Zeit spielt das Kloster eine sehr wichtige Rolle, indem es Syrischlehrer für syrisch-orthodoxe Gemeinden für viele Teile der Welt zur Verfügung stellt.

Die Schule wurde 1956 durch Abt Shabo Gurash wiederbegründet; sie hat sich unter seinen Nachfolgern sehr ausgeweitet: Abt Yeshu Cicek (von 1962-1973, jetzt Metropolit Mor Yulius) und Abt Samuel Aktas (ab 1979, jetzt Metropolit Mor Timotheos). 

Es erübrigt sich festzustellen, dass der Erfolg jeder Schule von den Lehrern abhängt. Im Falle der Schule von Mor Gabriel ist dem Direktor Malfono Isa Gülten für seine unermüdliche Arbeit und sein Engagement in besonderer Weise zu danken.

Quelle: Sebastian Brock

Engel legten das Fundament

Die Legende von der Gründung des Klosters Mor Gabriel findet man in der Lebensgeschichte der Heiligen Samuel und Simon. Diese beginnt so:

Gegen Ende des 4. Jahrhunderts verließ Samuel, der aus Esthin in der Nähe von Savur stammte, in jungen Jahren sein Dorf und seine Verwandten und fasste den Entschluss, allein als Mönch zu leben. Er zog sich in die 
Einsamkeit am Umrin Berg in der Nähe von Nusaybin (Nsibin) zurück und verbrachte dort zehn Jahre in Gebet und Betrachtung. Als die Perser das Gebiet eroberten, zog er nach Osten und erbaute bei einer Quelle in der Nähe 
von Kartmin eine einfache Behausung aus Stein. Durch ein Wunder heilte er ein Kind mit Namen Simon, das von einer bösartigen Krankheit befallen war. Er nahm Simon als seinen Schüler zu sich.

Der heilige Samuel liebte die Einsamkeit. Deshalb zog er weiter weg vom Dorf und nahm Simon mit sich. Die beiden Heiligen wanderten in nordöstlicher Richtung. Während sie auf ihrem Weg Psalmen beteten, gelobten sie, dort ein kleines Kloster zu bauen, wo sie das ganze Buch der Psalmen beendet hätten. Als sie alle Psalmen gesungen hatten, waren sie, nur einen Steinwurf entfernt, bei den Ruinen eines heidnischen Tempels angelangt. Wie sie kurz zuvor versprochen hatten, blieben sie an dieser Stelle. Die beiden Heiligen, die von ihrer Wanderschaft sehr müde waren, fielen in einen tiefen Schlaf. Sie nahmen sich vor, beim Anbruch des Tages mit der Errichtung ihres Klosters zu beginnen.

Als sie in tiefem Schlaf versunken waren, erschien dem Simon ein Engel des Herrn in der Gestalt des heiligen Samuel: "Simon, mein Sohn, steh auf! Lasst uns das Fundament für das Kloster legen!" Simon stand auf und ging mit dem Engel. Der Engel wies auf einen Stein im Westen und sagte: "Das soll das nördliche Tor sein." Der Engel bezeichnete dann einen Stein in südlicher Richtung und sagte: "Und das soll das südliche Tor sein."
Dann gab der Engel dem Simon eine Messschnur und die beiden maßen eine ausgedehnte Fläche ab: von Ost nach West und von Nord nach Süd. Als der heilige Simon sah, wie groß der Platz war, wunderte er sich und fragte bei sich selbst: "Warum einen so großen Platz für zwei Menschen?" Der Engel wusste, was er dachte und sagte: "Mach dir keine Sorgen! Das wird in Zukunft der Ort sein, wo viele Menschen beten und wohnen werden! Hast du nicht von der Offenbarung gehört, die der Prophet Sacharja erhielt? Dort heißt es: 'Lauf und sag dem jungen Mann dort: Jerusalem wird eine offene Stadt sein wegen der vielen Menschen und Tiere, die darin wohnen'. (Sach 2,8) Ebenso heißt es: 'Die künftige Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die frühere'. (Hag 2,9)." Daraufhin sagte Simon: "Gut, aber wer wird ein so großes Haus bauen?"

Der Engel nahm einen großen Stein und hob ihn etwa einen Meter in die Höhe und sagte: "Die Kraft, die diesen Stein mitten in der Luft hält, wird diesen Bau errichten."

Nachdem der Engel und der heilige Simon das Fundament gelegt hatten, kehrten sie zu dem Platz zurück, wo Samuel schlief. Der heilige Simon legte sich wieder schlafen ohne bemerkt zu haben, dass es ein Engel gewesen war. Dann wachte der heilige Samuel auf. Sobald er sein Gebet beendet hatte, weckte er den heiligen Simon auf und sagte: "Steh auf, mein Sohn, lasst uns Steine sammeln, die wir brauchen, um das Haus des Gebetes zu bauen." Der erschöpfte Schüler aber sagte: "Meister, die ganze Nacht haben wir gearbeitet und das Fundament gelegt. Wir haben doch drei Steine als Markierung an verschiedenen Stellen aufgestellt." Als er das hörte, begriff er, dass Simon eine Erscheinung gehabt hatte. Er sagte: "Gut, dann gehen wir zu diesem Platz und setzen unsere Arbeit fort." Als sie dort ankamen, sah der greise heilige Samuel den Stein in der Luft schweben und hatte eine große Freude. Sie begannen miteinander mit der Errichtung des Hauses des Gebetes.

Dies trug sich im 708. Jahr nach Alexander dem Großen, dem Sohn Philipps von Mazedonien (d.i. im Jahr des Herrn 397) und zur Zeit Falabyanos, dem Patriarchen von Antiochien.

Quelle:  Yuhanon Dolabani, Geschichte des Klosters Mor Gabriel, Mardin 1959

Mor Gabriel (594-668), Abt und Metropolit:

"Gabriel, der guten Männer Haupt,
der erweckte die Toten und der befreite
alle Besessenen, war ein Segen!" 

Der heilige Gabriel ist der berühmteste Sohn Beth Kustans und der Hauptheilige des Tur Abdin. Sein Leben stellt einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte des Klosters von Kartmin dar, das später nach ihm benannt wurde. Von diesem Kloster aus leitete er zwei Diözesen, die von Tur Abdin und jene von Dara. Während der Eroberung Tur Abdins durch die Araber handelte er mit dem raschidischen Kalifen Umar einen Vertrag aus, der die Rechte der Christen in diesem Gebiet sicherte.

In der Erinnerung lebte Mor Gabriel als ein heiliger Mann, dem Propheten Elia gleich. In der Chronik von Kartmin lesen wir, dass er mit Gottes Hilfe drei Tote zum Leben erweckte: Seinen Freund und Abt des Klosters "Dayro Daslibo", den Sohn einer Witwe aus Sigun und einen Jungen aus Olin.

Im Alter von 70 Jahren schickte der Heilige Gabriel einige Männer mit Ochsen nach Beth Debe (Badebe), um einen Stein ins Kloster zu transportieren. Der Stein war so schwer, dass die Ochsen ermüdeten und vier Meilen vor dem Ziel aufgeben mussten. Als der Heilige Gabriel den schweren Stein sah, befahl er allen Leuten im Kloster, beim Transport des Steines mitzuhelfen. Auf diesen Befehl Gabriels verließen sogar die Toten ihre Ruhestätte um mitzuhelfen.
Er sah sie voller Verwunderung an, denn er hatte diese Männer noch nie zuvor im Kloster gesehen. Als sie ihm erzählten, dass sie Tote seien und auf seinen Befehl auferstanden sind, warf sich der Heilige vor ihnen nieder und bat um Vergebung.
Auch ein Besessener, der im Kloster angekettet war, befand sich unter ihnen. Die Toten hatten ihn von seinen Fesseln befreit. Auf ihre Gebete und mit Gottes Hilfe wurde der schwere Stein schließlich ins Kloster transportiert und in der großen Kuppel der Theodora abgelegt.

In einem Traum sah er, dass seine Zeit zu sterben gekommen war. Er rief seine Schüler zu sich und begann zu beten und zu bitten für alle, die im Namen Gottes leben. Am 23. Dezember 668 starb der Heilige Gabriel um 9 Uhr im Alter von 74 Jahren.
 

Die gesamte Bevölkerung Tur Abdins nahm an seiner Beerdigung teil, darunter auch 10 Bischöfe, 2700 Priester und Ministranten. Wegen des großen Andranges wurde dabei ein 10-jähriger Junge zu Tode getrampelt. Auf seine Fürbitten wurde der Junge wieder zum Leben erweckt. Die Legende sieht in Mor Schemun d-Zayte (Simon von den Oliven) diesen Knaben.

Die bemerkenswertesten Taten des Heiligen Gabriels sind aber diejenigen, die er nach seinem Tode bewirkte und zwar mittels seiner Reliquien: Übernatürliche Energie schien aus seinen Knochen hervorzutreten, besonders aus dem rechten Arm und den Fingern der rechten Hand. Als die Pest im Tur Abdin wütete, wurde der Leichnam Gabriels exhumiert und aufrecht in der Kirche aufgestellt, um der Pest ein Ende zu erbitten. Sein rechter Arm wurde abgetrennt und nach Hah gebracht, um auch dort ein Ende der Pest herbeizuführen. Und so geschah es auch.
Dieses Wunder geschah 126 Jahre nach seinem Tod.

Ihm sind drei Feiertage gewidmet: der 23. Dezember, der Neue Sonntag sowie der 31. August.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, der dich, Heiliger Gabriel, auserwählt hat.

Mehr über das Leben dieses großen Mannes:

» Die Geschichte von Mor Schmuyel, Mor Schemun und Mor Gabriel von Dr. A.Palmer., Verlag Bar Hebräus, Losser-Holland, 1983
» Die Geschichte des Klosters Mor Gabriel von F.Y. Dolabani, Bar Hebräus-Verlag, Losser-Holland, 1991.

(Bücher sind in aramäischer Sprache)

Der Heilige Simon (Hl. Samuel)

Er erblickte als Kind von gläubigen Eltern im Dorfe Qartmin das Licht der Welt. Bereits als Vierjähriger wurde er von einer unheilbaren Krankheit heimgesucht. Doch auf dem Sterbebett liegend, heilte ihn der Heilige Samuel. Als er das Jungerwachsenenalter erreicht hatte, wurde er zu seinem Schüler und trat in eine Klosterschule ein. Ein Engel in Gestalt des Heiligen Gabriel offenbarte ihm den Plan des Mor Gabriel-Klosters. Er war einer der Klostergründer. Gott zeichnete ihn mit vielen übernatürlichen Fähigkeiten aus. Am Dienstag, den 19. Januar des Jahres 433 ging er in die Gnade Gottes ein. Er wurde auf dem Heiligen-Friedhof des Klosters Mor Gabriel beigesetzt.

Die Legende von der Gründung des Klosters Mor Gabriel findet man in der Lebensgeschichte der Heiligen Samuel und Simeon um 708. Gegen Ende des 4. Jahrhunderts verließ Samuel, der aus Esthin in der Nähe von Savur stammte, in jungen Jahren sein Dorf und seine Verwandten und fasste den Entschluss, allein als Mönch zu leben. Er zog sich in die Einsamkeit am Umrin Berg in der Nähe von Nusaybin (Nsibin) zurück und verbrachte dort zehn Jahre in Gebet und Betrachtung. Als die Perser das Gebiet eroberten, zog er nach Osten und erbaute bei einer Quelle in der Nähe von Qartmin eine einfache Behausung aus Stein. Durch ein Wunder heilte er ein Kind mit Namen Simon, das von einer bösartigen Krankheit befallen war. Er nahm Simon als seinen Schüler zu sich.

Der heilige Samuel liebte die Einsamkeit. Deshalb zog er weiter weg vom Dorf und nahm Simon mit sich. Die beiden Heiligen wanderten in nordöstlicher Richtung. Während sie auf ihrem Weg Psalmen beteten, gelobten sie, dort ein kleines Kloster zu bauen, wo sie das ganze Buch der Psalmen beendet hätten. Als sie alle Psalmen gesungen hatten, waren sie, nur einen Steinwurf entfernt, bei den Ruinen eines heidnischen Tempels angelangt. Wie sie kurz zuvor versprochen hatten, blieben sie an dieser Stelle. Die beiden Heiligen, die von ihrer Wanderschaft sehr müde waren, fielen in einen tiefen Schlaf. Sie nahmen sich vor, beim Anbruch des Tages mit der Errichtung ihres Klosters zu beginnen.

Als sie in tiefem Schlaf versunken waren, erschien dem Simeon ein Engel des Herrn in der Gestalt des heiligen Samuel: "Simon, mein Sohn, steh auf! Lasst uns das Fundament für das Kloster legen!" Simeon stand auf und ging mit dem Engel. Der Engel wies auf einen Stein im Westen und sagte: "Das soll das nördliche Tor sein." Der Engel bezeichnete dann einen Stein in südlicher Richtung und sagte: "Und das soll das südliche Tor sein."
Dann gab der Engel dem Simon eine Messschnur und die beiden maßen eine ausgedehnte Fläche ab: von Ost nach West und von Nord nach Süd. Als der heilige Simeon sah, wie groß der Platz war, wunderte er sich und fragte bei sich selbst: "Warum einen so großen Platz für zwei Menschen?" Der Engel wusste, was er dachte und sagte: "Mach dir keine Sorgen! Das wird in Zukunft der Ort sein, wo viele Menschen beten und wohnen werden! Hast du nicht von der Offenbarung gehört, die der Prophet Sacharja erhielt? Dort heißt es: 'Lauf und sag dem jungen Mann dort: Jerusalem wird eine offene Stadt sein wegen der vielen Menschen und Tiere, die darin wohnen'. (Sach 2,8) Ebenso heißt es: 'Die künftige Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die frühere'. (Hag 2,9)." Daraufhin sagte Simon: "Gut, aber wer wird ein so großes Haus bauen?"


Der Engel nahm einen großen Stein und hob ihn etwa einen Meter in die Höhe und sagte: "Die Kraft, die diesen Stein mitten in der Luft hält, wird diesen Bau errichten."

Nachdem der Engel und der heilige Simeon das Fundament gelegt hatten, kehrten sie zu dem Platz zurück, wo Samuel schlief. Der heilige Simon legte sich wieder schlafen ohne bemerkt zu haben, dass es ein Engel gewesen war. Dann wachte der heilige Samuel auf. Sobald er sein Gebet beendet hatte, weckte er den heiligen Simon auf und sagte: "Steh auf, mein Sohn, lasst uns Steine sammeln, die wir brauchen, um das Haus des Gebetes zu bauen." Der erschöpfte Schüler aber sagte: "Meister, die ganze Nacht haben wir gearbeitet und das Fundament gelegt. Wir haben doch drei Steine als Markierung an verschiedenen Stellen aufgestellt." Als er das hörte, begriff er, dass Simon eine Erscheinung gehabt hatte. Er sagte: "Gut, dann gehen wir zu diesem Platz und setzen unsere Arbeit fort." Als sie dort ankamen, sah der greise heilige Samuel den Stein in der Luft schweben und hatte eine große Freude. Sie begannen miteinander mit der Errichtung des Hauses des Gebetes. Quelle: http://www.sare-online.com/tur-abdin-lexikon-von-a-z.html

Mehr Literatur über das Leben dieses großen Mannes:

Aramäische Bücher:
» Die Geschichte von Mor Schmuyel, Mor Schemun und Mor Gabriel von Dr. A.Palmer., Verlag Bar Hebräus, Losser-Holland, 1983
» Die Geschichte des Klosters Mor Gabriel von F.Y. Dolabani, Bar Hebräus-Verlag, Losser-Holland, 1991.

Aramäisch-Deutsch-Englisch:
Das Leben des Heiligen Gabriel, Eliyo Aydin, Delbrück. ISBN: 978-90-5047-029-2


Dokumentation über das älteste Kloster der Christenheit:

Mor Gabriel seit 397 n.Chr. auf DW-TV


Weitere Infos über das Kloster auf der Kloster eigenen Seite:

Geschichte von Mor Gabriel

Link: http://www.morgabriel.org/history.html

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